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Seiffen im Januar 2024 – Eine Stadt, in der das gesamte Jahr über Weihnachten zu sein scheint

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Dies trifft wohl im wahrsten Sinne des Wortes zu, wie sich herausstellen wird. Ein paar Jährchen schoben wir einen Besuch in Seiffen/ Erzgebirge vor uns her, bis uns ein Weihnachtsgutschein unserer Kinder quasi „zwangsverpflichtete!“, dieses wunderschöne Städtchen zu bereisen.

Es hat sich ausgezahlt, dort für eine kleine Auszeit zu verweilen. In der Vorweihnachtszeit ist es dort sicherlich ein unfassbarer Traum, wenn die gesamte Stadt ein kunterbunt geschmückter Weihnachtsmarkt ist. Zu romantisch muss es sein, wenn gemütlich Schneeflocken am Abend fallen, überall festliche Musik erklingt und es an jeder Ecke ein wenig anders duftet.

Allerdings ist diese beruhigende Vorstellung weihnachtlicher Atmosphäre auch der Grund, wegen der vielen Besucher noch etwas mit einem Aufenthalt zu warten. Nicht schlimm, auch wenn kein Schnee mehr lag. Dafür waren die Läden und ihre Betreiber froh über jeden Touristen, der hereingeschneit kommt. Schnell bauen sich interessante Gespräche über ferne Tradition und vergessen gehendes Handwerk auf. Auch in den geselligen Gaststätten kann man schnell gemütliches Platz finden, um sich in Ruhe verwöhnen lassen.

Wir haben alles genossen. Selbst die Sonne ließ sich blicken, so dass ein paar Impressionen in meiner Kamera jetzt den Weg zu meinen Lesern finden.

Viel Spaß wie immer beim Bilderspaziergang,
Euer Mayk!

Bild 1 – Hotel „Landgasthof zu Heidelberg“, sehr zu empfehlen. Freundliches Personal, gute Zimmer und noch bessere Küche!
Bild 2 – Die Werkstatt „Wendt & Kühn“ gehört zu den etwas edleren Manufakturen im Ort. Man spürt dies besonders im Verkaufs- und Ausstellungsraum. Alles wirkt sehr gut sortiert, kleine Filmchen im Separee zeigen die aufwändige Herstellung wertvoller Handwerkskunst.
Bild 3 – Dieser „Hans Kunterbunt“, entworfen von der Firmenmitbegründerin ist eine Kultfigur, die weltweit Zuspruch und Absatz findet.
Bild 4 – Um diesen Hahn bemalen zu können, müssen mitunter 16 Farben gemischt und in mehreren Lagen aufgetragen werden. Auch diese Figur hat die Werkstatt über die Landesgrenzen hinaus berühmt gemacht.
Bild 5 – Eines der vielen Stillleben, in Perfektion und mit Geschmack arrangiert. Hier ist der Frühling dem Besucher näher als die Weihnachtszeit.
Bild 6 – Blick in eine der vielen Fertigungsstätten. Ich lernte, dass es besser ist, vor dem Fotografieren um Erlaubnis zu bitten. Sonst erntet man mürrische Blicke. Lektion gelernt, würde Einstein sagen.
Bild 7 – Spaziert man durch Seiffen, so kann sich der Besucher diesem Anblick nicht entziehen. Offiziell „Bergkirche Seiffen“ genannt. Die barocke Baukunst und ihr sechseckiger Grundriss, sowie ihre Kubatur lassen eine gewisse Parallele zur Dresdener Frauenkirche erkennen. Daher wird sie auch als kleine Schwester der Frauenkirche zu recht bezeichnet. Sie ist zudem auch fest integrierter Bestandteil unzähliger Weihnachtspyramiden und Schwibbögen.
Bild 8 – „Stillgestanden!“ heißt es hier.
Bild 9 - Tja, hier konnte ich nur ein Bild von einem Fernsehgerät machen, aber es wird schon genügen zu erkennen, wie groß Spanbäume werden können. Der Film zeigt die Entstehung eines solchen. Traurig ist allerdings die Tatsache, dass es immer weniger Handwerker gibt, die diese Tradition fortführen können. In unserer, von unermesslichem Konsum und Preisdruck geprägten Welt, hat es das Handwerk schwer zu überleben. Leider gibt es nur noch ein paar Hobbyschnitzer, die die Fahne hochhalten.
Bild 10 – Suchbild: Findet die Bergkirche!
Bild 11 – Selbst die Queen darf nicht fehlen. Ob ihr Begleiter Prinz Philipp ist? Wer weiß?
Bild 12 – Blick in einer der zahlreichen Geschäfte.
Bild 13 – Bitte nicht auf die Preise schauen! Das ist schon etwas für wirkliche Liebhaber. Dafür erkennt man eben sehr gut sauber Schnittkanten eines gut geschärften Werkzeugs aus dem Erzgebirge. China kann das nicht bieten! Fahrt lieber nach Seiffen!
Bild 14 – Jetzt wird es bunt …
Bild 15 - … oder österlich.
Bild 16 – Alles wirkt so unglaublich liebevoll gestaltet.
Bild 17 – Einst waren große Teile der Region mit diesem Handwerk beschäftigt, aber eben nur beschäftigt. Das große Geld haben die vielen Zwischenhändler verdient.
Bild 18 – Oft musste die gesamte Familie ran, um für den Unterhalt zu sorgen. Auf kleinsten Raum, wie dieser Nachbau im Spielzeugmuseum zeigt.
Bild 19 – Ausgereifte Kunst des Schnitzens und Sägens
Bild 20 – Achtung: Bereits beim Betreten des Seiffener Spielzeugmuseums dachte ich mir insgeheim, ob ich hier mit meiner Kindheit konfrontiert werde.

Ich musste schon etwas suchen, aber ich wurde fündig. Tatsächlich entdeckte ich eine bauartgleiche Weihnachtspyramide, die bei uns zu Hause ein fester Bestandteil familiärer Weihnachtsatmosphäre war. Damals brannten noch echte Kerzen am, mit Lametta geschmückten Tannenbaum. Lagen die Geschenke unter selbigen, duften wir Kinder das Wohnzimmer betreten und den Lichterschein bestaunen. Die dazu abgespielte DDR-Weihnachtsmusik ertönt bis heute zum Fest meiner Familie.

Hinweis: Der Propeller der hier abgebildeten Pyramide ist zweifelsfrei ein unrühmlicher Ersatz für das verschollene Original, welches bei meiner geliebten Mutti immerhin aus dem Jahr 1886 stammt. Zwei Weltkriege sowie diverse Umzüge hat das gute Stück überstanden. Wahnsinn oder? Möge dies so bleiben!

Bild 21 – In solchen kleinen, heute als idyllisch zu bezeichnenden Häuschen lebten die Handwerkerfamilien. Hier und da entdeckt man sie im Ort beim Flanieren.
Bild 22 – Ja! Das darf natürlich nicht fehlen! Baumreifen, aus den verschiedenste, meist Tierfiguren angefertigt werden. Baum fällen, diesen abtransportieren, in Scheiben schneiden, ewig trocken, Ringe der Tierform entsprechend drechseln, aufspalten, Konturen abrunden, bemalen und für ein paar wenige Cent verkaufen (müssen“). Der wahre Wert dieser Arbeit wird einfach nicht gewürdigt. Verrückte Welt!
Bild 23 – Auch an grillende Figuren denken die Künstler. Zum Schmunzeln!
Bild 24 – Selbst Covid fehlt nicht.

Ich hoffe, Euch haben die bunten Bilder erzgebirgischer Handwerkskunst gefallen!

P.S.: Wie so oft hat uns meine geliebte Nikon D7200 begleitet.