Peru – Auf den Spuren der Inkas und eine von Mystik geprägte Reise durch ein Land voller Kontraste

Reisezeit: September 2018


Vorwort

Dass es so schwer werden würde, mit diesem Reisebericht in die bekannten Gänge zu kommen, war vor Reiseantritt nicht im Entferntesten zu erahnen. Aber dass das Reisepensum äußerst umfangreich werden wird, war uns allerdings schon vor der Buchung klar. Wir staunten allerdings nicht schlecht, als wir feststellten, dass uns jeder Programmpunkt eines jeden Tages derart viele schöne Eindrücke bescherte, sodass ich hier heute sitzend gar nicht so richtig weiß, in welcher Euch unterhaltenden und ansprechenden Form ich nun genau diesen Verlauf unserer Reise in Worte fassen kann bzw. soll.

Jetzt, nachdem wir bereits wieder in Deutschland weilen, habe ich mich entschieden, die Tage unserer Reise einmal ein wenig zu resümieren. Ich möchte jedoch auch sagen, dass es eine ganze Reihe von Sehenswürdigkeiten zu erleben gab, die es verdient haben, über sie in einem jeweils separaten Blog zu berichten.

Wenn denn schon die Überschrift lautet „… ein Land voller Kontraste…“, so stellt sich für den Leser eingangs die berechtigte Frage, von welchen Kontrasten denn hier gesprochen werden muss.

Bereits mit der Landung in Lima wird dem Ankömmling schnell klar, dass es sich um ein politisch, klimatisch und geografisch spannendes und kontrastreiches Land handelt.

Politisch: Korruption und Kokain prägen die Gesellschaft.

Klimatisch: tosender Pazifik, trockene Atacama-Wüste, hohe Berge und tropische Regenwälder beeinflussen das Leben und die Wetterlagen in Peru.

Geografisch: Peru ist ein Vulkanland. Kontinentalplatten reiben sich aneinander, manchmal zittert die Erde ein ganz kleines bisschen, Spalten tun sich auf und Berge rauchen nicht nur für Touristen.

Meine Bemühungen werden sich darauf ausrichten, Euch Lesern genau diesen Eindruck zu vermitteln.

Auf geht es!

Tag 1 – Aufbruch ins Ungewisse – wieder einmal! (11.500 km)

Jeder von uns kennt dieses Gefühl. Man weilt zu Hause, denkt über den Urlaub nach, wägt Ziele ab, Für und Wider, Hin und Her, Nähe, Ferne, Aufwand, Nutzen, Jahreszeit, Dienstpläne, richtig oder falsch. So buchten wir um den Jahreswechsel 2017/18 herum diese Reise bei genau dem Reiseanbieter Gebeco, mit dem wir 2014 das herrliche Myanmar entdecken konnten.

Aber wo sind die fast neun Monate hin, die zwischen der Buchung und dem Reiseantritt lagen? Einfach weg! Kaum ist die Reise gebucht, geht sie auch schon los und ebenso schnell findet man sich zu Hause vor dem Kamin wieder.

Bis es aber so weit kommen wird, müssen wir uns ja erst einmal auf die berühmten Strümpfe machen.

Freitag, 13. September: abends um halb- oder dreiviertel Zehn haben wir die Nerven verloren oder es nicht mehr ausgehalten! Wir wollten los! Rein ins Auto in Plaue und ab nach Erfurt zum Zug nach Frankfurt am Main. Dort warteten wir ewig, bis es von dort aus über Madrid nach Lima weiterging. Ich mache es kurz: Nach ca. 27 Stunden trafen wir nach fast 11.500 zurückgelegten Kilometern in Lima ein. 6 +1 Std. Zeitverschiebung müssen wir wegstecken. Alles hat gut funktioniert – wir wollten nur noch in einem guten Hotel nach herzlichem Empfang versuchen, zur Ruhe zu kommen. Ging nicht, weil Lima laut ist. Wenn Lima nicht laut ist, dann macht das Hotel komische Geräusche.

Mit dicken Augen wachten wir auf und fanden uns bald am Frühstücksbuffet vor lauter Köstlichkeiten wieder.

Peru kann kommen – wir sind bereit!

Tag 2 – Lima - erste Entdeckungen in der Hauptstadt

Lima war frisch an diesem Morgen. Lima ist immer irgendwie frisch. Der Humboldt-Strom des Pazifik sorgt für diesiges Wetter in dieser Jahreszeit. 9 mm Regen fallen hier im Jahr. Wie misst man das? Uns ist das egal. Wir wollten zum ersten Mal in unserem Leben den weiten Ozean des Pazifiks sehen. Ruhig rauschen die Wellen in großen Abständen an das Land. Die Punkte im Wasser, die wir ausmachen können, sind Surfer im 8° Celsius kalten Wasser. Zwischen ihnen und uns liegt die knapp 100 m hohe Steilküste. Unten Surfer im Wasser, oben Läufer entlang der Küstenstraße. In Lima treibt man sonntags Sport – Lektion Nr. 1 gelernt.

Die ersten präinkahistorischen und kolonialen Eindrücke boten sich uns bei nun anstehenden Museumsbesuchen.

Bild 1 – Museo Nacional de Arqueologia y Antropologia – Diese 2 m große und 600 kg schwere Stele diente einem Bergbauern als Tischplatte. Ein italienischer Forscher speiste mit seinem Gastgeber daran. So wurde ein wichtiges Indiz für die Existenz der untergegangenen Vor-Inka-Kultur der Chavin entdeckt.
Bild 2 – Kloster San Francisco, gern wegen seiner üppigen Ausstattung und seiner Katakomben besucht
Bild 3 – Museo Rafael Larco Herrera, eines der weltweit am besten sortierten Privatmuseen, heißt es im Reiseführer

Tag 3 – Lima verstehen lernen …

… ist in so kurzer Zeit nicht wirklich möglich. Allerdings kann man es ja dennoch probieren, indem der neugierige Besucher die Augen offenhält. Es fällt auf, dass in Lima vieles modern gebaut worden ist, um dem Bevölkerungs- und Touristenansturm gerecht zu werden. Wohnhochhäuser und Hotels, wohin der Blick reicht. Eine städtebauliche Planung fehlt jedoch – so viel ist offensichtlich. Interessant ist, dass die Stadt sauber wirkt. Die Arbeitslosigkeit ist nicht sehr hoch, weshalb tagsüber das Straßenleben nicht ganz so quirlig zu verlaufen scheint, wie ich es z. B. aus Nepal her kenne. Alle Geschäfte erwecken einen gut sortierten Eindruck. Die Leute sind nett, grüßen bereitwillig. Lima stellt sich auf seine Gäste ein. Ein Spaziergang bringt dem Touri das südamerikanische Lebensgefühl näher.

Einen etwas besonderen Hauch davon erlebten wir bei einem Rundgang durch den sicher etwas besser situierten Stadtteil Barranco. Gut geschützte Villen stehen neben verfallenden Häusern. Niemanden stört diese Tatsache – Lima eben: Kontraste. Nette Cafés, entspannte Stimmung, Urlaubsfeeling. Es trifft uns ein Straßenmusikant, er spielt, wir hören zu und haben unsere Freude an seiner Darbietung.

Bild 4 – Stadtteil Barranco – typische Hausfassade

Allerdings befinden wir uns ja auf einer Reise zu den Wurzeln der Inkas. Bedeutet, dass wir mit dem Bus weiter durch die Stadt fahren müssen, um uns einen ersten Eindruck der Vorinkabaukunst zu verschaffen.
Eine riesige Tempelstadt wurde Anfang des 20. Jahrhunderts wiederentdeckt und in großen Teilen ausgegraben. Errichtet wurde diese mehrere Fußballfelder große Anlage aus Milliarden von luftgetrockneten Lehmziegeln. Es überrascht vor allem, dass dieser Tempel mit einer unglaublichen Präzision errichtet wurde. Man fragt sich, welche Ressourcen den Initiatoren seinerzeit zur Verfügung gestanden haben müssen, um eine derartige Idee umsetzen zu können.

Bild 5 – Pyramide von Huaca Pucllana

Tag 4 – Unterwegs nach Paracas (285 km)

Wir verließen in aller Frühe Lima, um uns allmählich auf den Weg in Richtung Süden zu begeben. Vom wohlhabenderen Stadtteil Miraflores, in dem wir wohnten, durchfuhren wir auf holprigen Straßen die sogenannten jungen Dörfer, also Slums. Das ist nicht schön anzusehen. Sie ziehen sich weit in die Wüste vor Lima hinein. Einfachste Hütten, die nach jedem schweren Erdbeben wiederaufgebaut werden müssen. Allerdings: herumlungernde Menschen sehen wir nicht.

Bild 6 – Slums soweit das Auge reicht – Kontraste eben

Wir bogen am Stadtrand rechts auf einen Parkplatz ab und kamen vor einem wahren Architekturprojekt zum Halten.

Die Ouvertüre zum Sonnentempel in Pachacamac bildet ein aus Sichtbeton errichtetes topmodernes Museum. Kontraste eben.

Ein weiteres Mal durchstreifen wir eine mehrere Hektar einnehmende Tempelanlage. Für kein Geld dieser Welt kam man dieses Kulturerbe wiederherrichten. Die Ausdehnung ist atemberaubend. Der Aufstieg zum 40 m hohen Sonnentempel wird mit einer tollen Aussicht auf den Pazifik belohnt.

Bild 7 – Museo Pachacamac – Sichtbeton in Reinkultur
Bild 8 – Panorama der Anlage

Tag 5 – Weiter geht es nach Nazca – 1. Hauptziel (180 km)

Wieder brachen wir in aller Frühe auf. Dieses Schicksal wird uns auch nicht mehr loslassen. Dazu sind die Entfernungen zwischen den Etappenzielen auch einfach zu groß. Aber wer viel sehen und erleben will, weiß das vor Buchung einer solchen Reise. Man muss dies auf sich nehmen.

Mit der aufgehenden Sonne schwang sich unsere Reisegruppe in ein Ausflugsboot und befuhr den Pazifischen Ozean in Richtung einer kleinen Inselgruppe namens Ballestas, auch Klein Gallapagos genannt. Es handelt sich um einen winzigen Archipel, auf dem tausende Kormorane und andere Vögel Unmengen an Guano produzieren. Guano abbauen heißt, aus Scheiße Geld machen. Das Zeug landet weltweit in Baumärkten als Dünger. Offensichtlich wird damit so viel Geld verdient, dass es sich schon Mal lohnte, deshalb einen Krieg zwischen Peru und Chile zu führen. Lang ist’s her.

Schon die Anreise ist faszinierend. Pelikane tummeln sich im Wasser, an Land oder in der Luft. Schnell nimmt die Artenvielfalt zu. Bald gesellen sich Tölpel, Möwen, Schwalben und Pinguine dazu. An Land empfangen uns freundlich Seelöwenherden. Wir sind allesamt begeistert und fotografieren mit zunehmender Freude und Begeisterung.

Bild 9 – Ballestas-Inseln – Pelikane
Bild 10 – Ballestas-Inseln – Seelöwenharem
Bild 11 – Ballestas-Inseln – Humboldt-Pinguine

Der Zeitplan mahnte zur Disziplin. Die Panamericana und der Pazifik brauchen Zeit. Deutsche Kilometer sind keine peruanischen. Die Sonne fing an, von oben zu drücken. Da ist ein Aufenthalt in einer Oase um die Mittagszeit genau das „richtige“ Ziel.

Die schönen, fast 200 m hohen Sanddünen um die Huacachina-Oase herum nahm kaum einer aus der Reisegruppe wahr. Schade, denn ich nutzte die wenige Zeit, um ein Stückchen die Dünen emporzusteigen. Ich wollte die Oase von oben sehen, während meine Begleiter den klimatisierten Bus vorzogen. Meine Bilder im Kasten beherbergend, war ich wieder der letzte im Bus, und wir konnten die Reise zum nächsten Etappenziel fortsetzen.

Bild 12 – Huacachina – Oase in der Wüste

Wir waren echt auf Nazca gespannt. Zu viel sahen und lasen wir bereits darüber. In meiner Lehrzeit 1983 hörte ich zum ersten Mal davon. Dort gäbe es Bilder im Wüstensand, von denen keiner weiß, wie sie entstanden sind. Wie können Menschen Bilder, mehrere hundert Meter lang und breit in den Wüstensand scharren, ohne sie selbst sehen zu können. Und warum bzw. wozu? Besaßen sie etwa schon Heißluftballons, um aus der Höhe das Entstehen dieser Kunstwerke zu dirigieren? Diese Fragen werden wohl nicht aufzuklären sein.

Ich schließe mich dem Beitrag eines Nachrichtensenders, der wie sein Doppelgänger für die fortlaufende Wiederholung seiner Reportagen bekannt ist, an.

Das Weltklima veränderte sich auch in früheren Zeiten, beeinflusste die Vegetation und damit den Fortbestand von Völkern. Oft geschah dies sehr drastisch in seinen Auswirkungen und schleichend über einen langen Zeitraum. Wenn also der Klimawandel den Menschen die Existenz zu nehmen drohte, mussten sich die Priester etwas zur Beschwichtigung der Götter einfallen lassen. In ihrer Ratlosigkeit griffen sie zu außergewöhnlichen Maßnahmen wie diesen, die man sich in der Nazca-Wüste aus dem Flugzeug betrachten kann.

Dass Erich von Dänicken in diesen Figuren Landebahnen für Ufos sah, hat wohl eher etwas damit zu tun, dass es Leute gibt, die bereit sind, ihm auch das zu glauben.

Bild 13 – Nazca-Wüste – Was Menschen antreiben kann, bleibt ein Rätsel
Bild 14 – Kolibri-Figur, eine von insgesamt 13 Stück, die es zu erleben gibt
Bild 15 - Hieraus entwickelte Erich von Dänicken seine Landebahntheorie

Überraschender Weise lernten wir vor Ort, dass es eine promovierte Mathematikerin aus Dresden namens Maria Reiche war, die sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts für den Rest ihres Lebens den Ausgrabungen und Kartierungen dieser teilweise bis zu 500 m großen Figuren hingab. Unter ärmsten Bedingungen legte sie mit fanatischem Willen bis an ihr Lebensende mit ca. 90 Jahren alle Figuren frei und fertigte akribisch Detailzeichnungen zu allen Darstellungen an. Bis zu ihrem Tod hielt sie ebenfalls Vorträge an den hiesigen Universitäten. Heute pflegt niemand mehr die Bilder, obwohl dies nötig wäre. Die empfindlichen Linien von Nazca sind oft nur 30 cm breit und zwei Zentimeter tief.

Wieder spielen Wetterveränderungen eine große Rolle. Durch diese regnet es nun doch ab und an in der sonst so trockenen Atacama-Wüste, was den Bildern inzwischen sehr zusetzt.

Bild 16 – Maria Reiche – Eine Dresdnerin macht sauber. Hier ist ihre originale Behausung zu sehen

Tag 6 – Hardcore auf der Panamericana (570 km)

570 km Panamericana in einem Bus sind bestimmt nicht so leicht zu absolvieren. Aber es funktionierte gut. Unsere charmante Reiseleiterin Marcia unterbrach die Tour immer mal wieder für kleinere Pausen und Besichtigungen. So konnten wir unter anderem dann doch mal einen kleinen Strandspaziergang am Pazifik unternehmen. Sie hielt auch an beeindruckenden Erdspalten an. Dort driften die südamerikanische und die Nazca-Platte, im Pazifik liegend, auseinander.

Bild 17 – So sieht es aus, wenn die Erde in Bewegung gerät
Bild 18 – Der Pazifik von seiner schönen Seite

Die Panamericana ist eine wichtige Verkehrsverbindung. Sie beginnt in Alaska führt durch Nordamerika, durch Latein- und Südamerika bis runter nach Feuerland. 12.500 km lang – ein Paradies für Motorrad- und Outdoorfreaks. Das Stückchen, welches wir befuhren, verläuft entlang einer Steilküste, natürlich ohne Leitplanken. Man schreibt, dieses Teilstück sei das spektakulärste. Ich kann das natürlich nicht bestätigen, weil ja den Rest der Piste nicht kenne. Aber es hat sich gelohnt, mal so richtig auf dem Highway Nr.1 (nach der Route 66) unterwegs zu sein.

Tag 7 – Verschnaufpause in Arequipa

Diese Stadt ist eine echte Perle! Von drei Vulkanen, die alle um die 6.000 m hoch sind, eingerahmt und von Kolonialbauten herrlich geprägt. Etwas für den wahren Touristen. Man steht auf einer Plaza, ist von Kolonaden umgeben, meint, fast karibisches Flair zu spüren und erblickt durch Palmenkronen hindurch schneebedeckte Berge. Herrliche Kathedralen, Klöster, Museen, hübsche Geschäfte und Restaurants. Nicht umsonst wird Arequipa auch die „Weiße Stadt“ genannt. Von oben drückt die Sonne. Was will man mehr? Ganz einfach: Man taucht in diese Welt am besten hinein. Sehr weit vorn stand dabei der Besuch der Klosterstadt Santa Catalina. Ein wirkliches Fotoparadies, notierte ich mir abends im Hotel. Licht, Farbe und Klosteratmosphäre passten in beruhigender Art und Weise so schön zusammen, dass wir uns dort auch noch länger hätten aufhalten können.

Bild 19 – Klosterstadt Santa Catalina
Bild 20 – Plaza de Armas

Fast schon dekadent wirkt hingegen die Jesuiten-Kirche, welche wir ebenfalls aufsuchten. Eine Zurschaustellung der frühen Baukunst und des angehäuften Reichtums. Komisch, dass in den ärmsten Ländern die Kirchen immer am prächtigsten sind.

Bild 21 – Baukunst aus Tuffgestein

Tag 8 – Hochhinaus nach Puno am Titicacasee – 2. Hauptziel (325 km)

So schön das Zentrum von Arequipa auch aussieht, so kann auch diese Stadt ihre sozialen Probleme nicht vor uns verbergen. Dies spürten wir deutlich, als wir die Stadt in Richtung Titicacasee verließen.

Die Landschaft, die sich uns jedoch sehr bald bot, verdrängte das Gesehene sehr schnell. Ein aktiver Vulkan drängte sich in das Blickfeld. Seit drei Jahren spuckt er seine Rauchsäule unentwegt in den Himmel, einem Räuchermännchen gleich.

Bild 22 – Vulkan Sabancaya, 5.795 m hoch

Auf der Weiterreise erreichten wir anschließend die Zona de Vicunas. Die scheuen Vicunas gehören zur Tiergruppe der Lamas. Faszinierende Tierchen, aus deren Fell nach der Schur edle Wolle gewonnen wird.

Bild 23 – Vicuna-Herde

Nachdem wir den höchsten Punkt unserer Reise mit 4.528 m überwunden haben, erreichte unsere harmonische Reisegruppe die Grabturmanlage von Sullistani. Da ist die Luft dann doch schon dünne. So sehr, dass nicht alle aus dem Bus ausstiegen, um sich ein Bild von der Bedeutung des Totenkultes der Vorinkavölker zu verschaffen. Wieder fällt dem Betrachter die Präzision der Steinbearbeitung ins Auge.

Bild 24 – Blick in das Innere eines Grabturmes – bis zu acht Mumien wurden in einem solchen Turm bestattet. Faktisch gehörten die Toten weiterhin (auch körperlich) zu den Lebenden.

Tag 9 – Aufenthalt am Titicaca-See - Akklimatisierung zum Genießen

Diese kleine Verschnaufpause hatten wir alle mal nötig. Die Ankunft in der Höhe ist nicht leicht zu verkraften, insofern war es gut, den Tag etwas weniger vollgepackt zu wissen.

Nach dem Frühstück lag (um 8 Uhr) ein Boot für uns bereit, welches uns ein Stückchen über den höchsten schiffbaren See der Welt bringen sollte. Nebenbei: Der Titicaca-See ist ungefähr sechsmal so groß wie der Bodensee. Die Sonne strahlte an diesem Tag, also konnte es nur ein schöner Tag werden. Zunächst weihten uns die Uros, ein Urvolk, welches heute noch die alte Inkasprache spricht, in ihre Welt der schwimmenden Inseln ein. Sehr nett vom „Inselchef“ vorgetragen, allerdings alles auch mit einem gewissen kleinen Augenzwinkern und dadurch nicht so ganz glaubhaft, erzählt. Völlig egal, wir hatten gewaltigen Spaß.

Der Nachmittag rundete sich mit der Weiterfahrt auf dem See ab. Ein weit entlegenes Restaurant auf einer kleinen Anhöhe verwöhnte Magen und Seele. Letztgenanntes ließen wir dann auf der Rücktour ausgiebig baumeln, wie es der Reisende tut, wenn er eben seinen Urlaub genießen möchte.

Bild 25 – Die schwimmenden Inseln der Uros – angeblich ganzjährig bewohnt
Bild 26 – Postkartenwetter und Motive – In die Wolkenbildungen Perus haben sich meine Reni und ich verliebt
Bild 27 – Der „Inselchef“ erklärt uns anschaulich die Erschaffung einer neuen Insel

Tag 10 – Der nächste Ritt – Cusco Teil 1 (400 km)

Die Vorfreude nahm deutlich zu, als wir den Bus nach Cusco bestiegen. Brachte er uns doch dem Ziel der Reise schlechthin wieder ein ganzes Stückchen näher. Fortan sprachen alle im Wesentlichen nur noch über Machu Picchu und das, was uns dort wohl so erwarten würde. Die meisten Sorgen machten wir uns um das Wetter. Wie sagt man jedoch? Diesbezüglich befinden wir uns in Gottes Hand.

Beklemmend wurde es im Bus, als wir die Stadt Julianca durchfuhren. Der glaubhaften Schilderung unserer Reiseführerin Marcia ist Julianca das Zentrum für die große Schattenseite Perus. Das spürt man auch irgendwie. Alles dreht sich um Schmuggel, Kokain, Korruption usw. Selbst der Reiseführer schreibt, dass es besser ist, hier nicht auszusteigen, schon gar nicht nachts. Steuern zahlt hier niemand, wird uns erklärt.

Bild 28 – Momentaufnahme in Julianca, wir spürten, dass etwas nicht in Ordnung ist

Inkageschichte gab es allerdings auch bald wieder hautnah zu erleben. Die Ruinenstadt von Raqchi lud uns zur Besichtigung ein.

Zeit aufzuklären, warum alle Inkaanlagen nur noch Ruinen sind, obwohl zwischen dem Untergang der Inkas und heute nur knappe sechshundert Jahre vergangen sind. Der Einmarsch von 180 spanischen Haudegen um die drei Pizarro-Brüder im 16. Jahrhundert löste eine Wutwelle der Gewalt und Habgier aus, die auf diesem Kontinent ihres gleichen sucht. Im Handstreich besiegten sie die 30.000 Mann starke Armee des letzten Inkakönigs Atahualpa Anschließend wollten sie das Volk vernichten, was am nachhaltigsten funktioniert, wenn sie eben diesen Menschen ihre Kultur nehmen. Dies setzten die Eroberer gnadenlos um, indem sie alles dem Erdboden gleichmachten, was sich mit den Inkas und deren Vorfahren verband. Den Rest erledigten eingeschleppte Krankheiten. Nur Machu Picchu blieb verschont – zum Glück!

Bild 29 – Die Passgenauigkeit der Steine sucht seines gleichen
Bild 30 – Mittelwand der ursprünglichen Halle, mit einer Länge von fast achtzig Metern sehr ungewöhnlich

Diese Wand stand unter dem First des Gebäudes. Das Dach an sich erstreckte sich nach links und rechts.
Cusco erreichten wir spät am Abend. Von der Stadt sahen wir an diesem Tag nichts mehr. Wir fühlten uns allerdings sofort irgendwie heimisch. Warum? Ganz einfach, weil unsere Unterkunft den Namen „Antiqua“ trug. Mit den Erinnerungen an unsere Spitzbergen-Umschiffung und das namensgleiche Schiff fielen wir in unsere mit Wärmflaschen beheizten Betten, dem morgigen Tag entgegenträumend.

Bild 31 – Hotelinnenleben – Meisterliche Schnitzkünste

Tag 11 – Reise in das heilige Tal der Inkas – Ollantaytambo am Urobamba-Fluss (100 km)

Vorbei ist die Reise durch die Wüste und karge Landschaften. Regenwald-Feeling macht sich breit. Die Luftfeuchtigkeit nimmt zu, die Haut erreichen Regentropfen und die Natur zeigt lebendige Farben.

Jedoch kein Tag vergeht hier ohne Tempelbesichtigung. Ein weiteres wirklich imposantes Highlight bot sich uns mit dem Archäologiepark von Ollantaytambo. Man kann sich vor dieser Baukunst einfach nur verneigen. Wenn ich mir überlege, was wir heute so angeblich nachhaltig gezwungen werden zu bauen, kann ich mich zumindest nur staunend dem zuwenden, was ich in diesem Moment zu sehen bekam. Reni und ich waren zutiefst beeindruckt.

Bild 32 – Terrassenanlagen wie diese stellten die Ernährung der Bewohner sicher
Bild 33 – Scheinbar am Fels klebend wurden die Gebäude errichtet

Im Übrigen: Die letzte Etappe dieses Tages legten wir mit dem legendären Inka-Zug zurück. In einem Panoramawagon sitzend, erreichten wir spät am Abend unsere Hacienda in Aquas Calientas, was so viel wie „Heiße Quellen“ bedeutet.

Tag 12 – Endlich Machu Picchu – 3. Hauptziel

Die Überschrift spricht für sich. Ich denke, allein über Machu Picchu („MP“) werde ich noch einmal in einem separaten Blog etwas mehr schreiben. Das hat sich MP verdient. Die Avatar-ähnlich wirkende Landschaft mit ihren zauberhaft hohen Bergen bietet die Idealkulisse für diese sagenumwobene Stätte.

Ich lasse hier also ganz bewusst Bilder für sich sprechen.

Bild 34 – Das Postkartenmotiv von MP schlechthin. Machu Picchu heißt „Alter Berg“. Kurioser Weise ist er hier gar nicht zu sehen, denn er befindet sich genau hinter dem Fotografen. Was wir hier sehen, ist Huayna Picchu. Dieser Gipfel darf limitiert (400 Klienten pro Tag) bestiegen werden. Das ist aber definitiv nichts für schwache Nerven.
Bild 35 – Silhouette vom Wächterhaus
Bild 36 – Blick in einen kleinen Teil der Anlage

Aber auf einen kleinen Eindruck aus Fauna und Flora möchte ich dennoch nicht verzichten.

Bild 37 – Paradiesvogel-Strelitzie
Bild 38 – Quantuta – Die Nationalblume Perus
Bild 39 – Kastanienbrust-Kolibri

Tag 13 – Durchatmen oder nicht? Cusco Teil 2

Wieder spät am Vorabend im Hotel „Antigua“ angekommen, lag auch heute wieder ein reichhaltiges Programm vor uns.

Es begann mit einem harmlosen Stadtbummel. Wir schlenderten an alten Inka. Stadtmauern vorbei, betrachteten den Hauptplatz und die dort gebaute Kathedrale, sowie eine alte Festungsanlage der Inkas. Danach intensivierte sich das vor uns liegende Restpensum des heutigen Tages. Wir fuhren ein Stückchen über das Land, um uns noch weitere historische Anlagen, die uns allerdings nun doch so langsam mit Informationen etwas übersättigten.

Auch verschlechterte sich das Wetter irgendwie dramatisch. Es stürmte, regnete hin und her. Das verhagelte uns auch ein wenig das Abendessen, welches auch zugleich das Abschiedsessen werden sollte. Speisen aus dem Erdofen, liebevoll zubereitet und mit segensreichen Heraufbeschwörungen durch den Hausherrn angerichtet.

Als wir im Schutze des Hauses unsere Mahlzeit einnehmen konnten, tauten wir durch diese wieder auf und verlebten somit einen gemütlichen Abend, obwohl sich alle nur noch nach dem Bett im Hotel sehnten.

Bild 40 – Dieser zwölfeckige Stein ist in Cusco heilig. Vieles ist in diesem Land heilig.
Bild 41 – Er wacht über die Menschen der Stadt
Bild 42 – Cusco – Blick auf das Stadtzentrum – In der Bildmitte: Plaza de Armas

Tag 14 – Wenn eine Reise kein Ende finden will

Irgendwann geht jede Reise nun mal zu Ende. So auch unsere. Leider, leider! Den Vormittag hatten wir für uns. Das Wetter zeigte sich wieder von der besten Seite, sodass das Restgeld in Cusco für Andenken ausgegeben werden konnte.

Zudem fand auf der Plaza de Armas ein Künstlermarkt der ansässigen und berühmten Malschule statt. Sehr schöne Arbeiten konnten wir dort zum Abschied betrachten und bestaunen.

Gegen 13 Uhr brachte uns ein Bus zum Flughafen. Schnell noch ein letzter Blick und schon saßen wir im Flieger nach Lima. Nach kurzem Aufenthalt starteten wir gegen 18 Uhr in Richtung Madrid. Nachtflug! Wir dösten vor uns hin und hofften, dass wir die Zeit irgendwie überstehen.

Ankunft in Madrid war Samstagvormittag. Sechs Stunden Aufenthalt, bevor es am Abend nach Frankfurt weiterging. Dort landeten wir so um elf. Der erste Zug, der uns nach Erfurt bringen sollte bzw. konnte, verließ den Flughafen am Sonntagmorgen um halb drei. Dort trafen wir ungefähr um sechs ein. Sonntag früh um sieben saßen wir in unserem Wintergarten zum Frühstück.

Entsprechend vom Jetlag geplagt, ging es wieder an die Arbeit.

Fazit

Peru ist auf alle Fälle eine Reise wert. Traumhafte Landschaften, tolle Städte, touristisch auf Weltniveau, sehr nette Menschen, beste Küche, nur eben etwas groß.

Wir haben so ziemlich alles gesehen, was einem der Süden Perus bieten kann. Der Reiseveranstalter Gebeco hat alles fantastisch für uns vorbereitet. Hin und wieder etwas mehr Freizeit haben wir uns gewünscht, aber das tut der Reise keinen Abbruch.

Der Körper hat sich wenig erholt, aber der Geist umso mehr.

Wir können und werden diese Rundreise auf jeden Fall immer wieder weiterempfehlen …

… und hoffen, dass wir die Erinnerungen an Peru möglichst lange wachhalten können.

Bye, bye Peru – wir alle haben uns bei Dir sehr wohlgefühlt!

Ich hoffe, Ihr hattet Euren Spaß beim Lesen,
Euer Mayk!

Plaue, den 20. Oktober 2018

PS: Alle Aufnahmen wurden mit einer Nikon D 7200 erstellt. Teilweise kam ein Polarisationsfilter zum Einsatz.

Schlussbild - … und stetig grüßt Euch das Lama!