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Spechtsbrunn im März 2023 – Idylle und Tristesse im Thüringer Wald bzw. was davon noch übrig ist

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Diesen Ort kennt kaum jemand. Nur durch eine Empfehlung kamen wir darauf, uns eine wunderschöne, sehr gut ausgestattete Finnhütte hoch oben, direkt am Rennsteig auf ca. 800 m anzumieten. Finnhütte steht für ein Nur-Dach-Haus. Sie sind für diese Region typisch, urgemütlich und ja, auch romantisch. Alles ist einfach gehalten, bisweilen auch etwas klein, spartanisch, aber eben genau deshalb so schön zu bewohnen.

Ruhe suchten wir, Ruhe fanden wir. Mutterseelen allein dort oben verlebten wir ganz unterschiedliche Stimmungen. Als wir dort oben ankamen, erwischte uns ein ordentlicher Schneesturm, der viel Neuschnee brachte. An einen Spaziergang auf dem Rennweg, wie der Rennsteig auch genannt wird, war nicht zu denken. Am darauffolgenden Tag tobte sich ein heftiges Gewitter über dem Berg und unserer Hütte aus. Es blitzte so häufig, dass sich der Abendhimmel überhaupt nicht verdunkelte. Selbst die „Ureinwohner“ sprachen am Folgetag von einem Schneewitter, welches sie so noch nie erlebten haben.

Ein weiteres Naturphänomen betrachteten wir, als das Wetter dann doch auch mal einen längeren Spaziergang zuließ. Denn Rennsteig entlangwandern und die pure Natur dabei zu genießen, war neben der Erholung Ziel unseres Aufenthaltes in dieser Abgeschiedenheit.

Aber wer Natur in Pracht und Schönheit sucht, muss woanders hinreisen. Jahrelange Trockenheit und der Borkenkäfer haben dem Thüringer Wald den Garaus gemacht. Nichts ist mehr übrig von all den herrlichen Waldwegen, denen hohe Bäume im Sommer Schatten spenden und vor Wind den Wanderer schützen. Stattdessen begegnen dem Besucher kahlgeschorene Berglandschaften, die das Verweilen auf dem fernen Mond romantischer erscheinen lassen. Ziemlich betroffen von dem Zustand der Natur, vernahmen wir diesen Eindruck so weit, dass Auge reicht. Ähnlich wie im Harz oder im Elbsandsteingebirge.

Der Thüringer Wald ohne Wald! Die Wiederaufforstung wird Jahrzehnte Dauer. Mindestens fünfzig Jahre, bis man wieder von einem Wald sprechen kann.

„Willst Du einen Wald vernichten, so pflanze nichts als Fichten, Fichten!“, heißt im Erfurter Naturkundemuseum im dortigen Treppenhaus sinngemäß. Es ist also nicht nur der Borkenkäfer, der Schuld am Waldsterben trägt, sondern es ist der Mensch, der die Rahmenbedingungen für diesen trostlosen Zustand erschaffen hat.

Bild 1 – Waldidylle pur – die Finnhütten sind sehr gemütlich ausgestattet
Bild 2 – Ein kleiner Schiefertagebau in unmittelbarer Nähe. Längst aufgegeben, zu viel Mühe für zu wenig Ertrag.
Bild 3 – Letzte Überreste sonst so herrlicher Wanderwege
Bild 4 – Ein Aussichtspunkt, der früher den Wanderer zum Verweilen einlud. Dies kann er heute nicht mehr!
Bild 5 – Die Schiefstellung dieses Wegweisers ist irgendwie symptomatisch für die Schieflage der Natur in diesem Stück des (ehemaligen) Thüringer Waldes.
Bild 6 – Alles ist kahl, trostlos und traurig anzusehen. Wie ein Mahnmal steht eine letzte Fichte auf dem Berg.
Bild 7 – Wohin führt uns die Zeit, fragt man sich in Anbetracht solcher Aussichten.

Diese Bilder entstanden wie so häufig mit meiner Nikon D 7200.

Ansonsten lohnt es sich aber auch dennoch, diese Ecke um Sonneberg zu bereisen. In Sonneberg zum Beispiel empfiehlt sich der Besuch des Spielzeugmuseums, ebenso wie selbiges in Bad Neustadt. Auch das Glasbläsermuseum in Lauscha bei Neuhaus am Rennweg ist ans Herz zu legen. Eindrucksvoll, was dort zur Schau gestellt wird!

Bild 8 – Filigraner geht es kaum. Der Besucher kann dem Glasbäser über die Schulter sehen. (Foto von meiner Reni)

Euer Mayk!